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Ich hatte keine Ahnung, wie tief das wirkt

Verdrängung und ihre Auswirkungen

Verdrängung – ein Vorgang, der uns Männern oft unbewusst treu begleitet. Diese stille Mechanik des Geistes, die es uns erlaubt, Dinge zu vergessen, um uns vor dem emotionalen Ballast zu schützen, ist eine Kraft, die uns stützt, aber auch gleichzeitig erdrückt. Als Mann, der gelernt hat, die Flut emotionaler Belastungen zu ignorieren und sich hinter einem Mantel vermeintlicher Stärke zu verstecken, war ich lange in dieser Falle gefangen, ohne es zu bemerken.


Was ist Verdrängung?

Verdrängung ist ein Mechanismus, der es uns ermöglicht, bewusst oder unbewusst unangenehme Erinnerungen oder Gefühle zu ignorieren. Sie bewahrt uns vor dem unmittelbaren Schmerz, der mit dem Erlebten verbunden ist, und verschafft vorübergehenden Schutz. Doch so sehr sie uns im Moment der Belastung zu stabilisieren scheint, so sehr begraben wir damit auch die schmerzhaften Wahrheiten, die im Verborgenen weiter gären – um irgendwann umso kraftvoller an die Oberfläche zu dringen.

Für viele von dreht sich der Kreislauf aus Verdrängung und Selbstschutz um das uralte Konzept von Männlichkeit. Stärke zu zeigen und Schwäche zu verbergen, sind traditionelle Erwartungen, die sich subtil wie zäh in unser Wesen eingebrannt haben. Verdrängung erlaubt es, den Schmerz dieser Erwartungen zu deckeln, doch lässt sie ihn niemals vergehen.


Mein Erlebnis

Ich habe selbst eine Geschichte der Verdrängung hinter mir, so wie viele andere auch. Verletzungen und Enttäuschungen sammelten sich unbemerkbar aus frühen Erlenissen aber ich hatte keine Erinnerung mehr. Alte Wunden, längst unter den Teppich gekehrt, beeinflussten mich immer mehr – von Beziehungen, die ich nicht aufrecht erhalten konnte, weil ich wie ein Roboter in meiner Arbeit gefangen war bis hin zu meiner Unfähigkeit, nein zu Menschen, Jobs und Situationen zu sagen, die mir nicht dienten.

In der Vergangenheit bedeutete es für mich Männlichkeit, stark und unerschütterlich aufzutreten. Ein Geflecht aus gelebten und geliehenen Überzeugungen hielt mich davon ab, Schwäche zuzulassen oder gar meine Verletzlichkeit zu zeigen. Noch mehr: Schwäche galt als Defizit, eine Ansicht, die tief verankert in unserem Männerbild ist. Und ich konnte über all das nicht einmal nachdenken weil es soo normal war.


Das kranke Verhalten unter Männern

Diese Missverständnisse um Stärke und Schwäche wirken sich oft direkt auf das Verhalten von Mann zu Mann aus – und zeigen sich in Vollkommenheit bei einem unvergesslichen Fußballspiel. Eine ganz banale, frühe Szene, rückblickend doch aufschlussreich. In dem engen Spiel der Rivalen kochten die Emotionen über. Spitzen und Provokationen anderer Zuschauer flogen durch die Luft, und ich spürte, dass nach dem Spiel eine Eskalation im Raum stand. In meinem Inneren wusste ich, dass es klüger wäre, Vorbild statt Gegenstand zu sein und den Raum zu verlassen.

Doch diese bereits geschliffene Einsicht traf auf die eiserne Wand des männlichen Stolzes meiner Freunde. Für sie war das Nachgeben keine Option; sich das gefallen zu lassen, war undenkbar. Aus dem Spiel entwickelte sich unweigerlich eine Auseinandersetzung, die für zwei von uns mit derben Fäusten endete. Ich war einer der beiden, die sich, nachdem sie gedemütigt und verwundet worden waren, hilflos fragten, warum man nicht gleich darauf gehört hat, dass es besser gewesen wäre, Distanz zu gewinnen.


Die unterschätzten Folgen im weiteren Leben

Das eine Ereignis verschwand nicht – im Gegenteil, es reihte sich als weiteres unsichtbares Glied in die Kette an Erlebnissen ein, die den von Verdrängung verstärkten Selbstschutz zu rechtfertigen schienen. Diese Wunden, ob emotional oder körperlich, fressen sich in unser Unterbewusstsein und bleiben – still und selbstzerstörerisch. Verdrängung erlaubt es, nicht hinzuschauen, welche Risse sie in unseren Mauern-hinter-sich-selbst aufreißen.

Von dort aus nähren sie einen Kreislauf der Unechtheit, der uns das Aufplustern lernen lässt, oder vielmehr das Ausblenden eines winzigen authentischen Selbst, während wir uns selbst unter das Licht anderer stellen, um deren Erwartungen zu genügen. Männlichkeit wird zu einer Parade, ebenso stark wie verletzlich.


Den Weg heraus finden

Die ungeliebte Ergebenheit in die Verdrängung müssen wir durchbrechen. Um den wahren, authentischen Weg zu erkennen, bleibt nur die Wahl, das Verdrängte anzusehen, zu bearbeiten und seinen Platz im System unseres Lebens dauerhaft zu verändern.

Für mich bedeutete dies Bewegung. Körperlich aktiv sein, um die Blockaden, die sich mental angesammelt hatten, aufzulösen und gleichzeitig Energie freizusetzen. Es bedeutete auch Reflexion – ehrliches Auseinandersetzen mit dem, was war und was ich unbewusst draus mitgenommen hatte. Ich begann, das Reflektieren zu lernen, kleine Schritte auf die Vergangenheit hin, voller Hoffnung, dass die Einsicht Frieden statt Schuld bringt. Denn nur wenn ich die Wurzeln sehe, kann ich weiter wachsen.


Die positiven Veränderungen

Das Ergebnis ist eine tiefgreifende und befreiende Umsetzung meiner Werte. Das Leben erwies sich freundlicher und bunter, als ich den Zugang zu meinen Gefühlen nicht länger verwehrte. Die Schleier, die einst mein authentisches Selbst versteckten, begannen sich zu lüften, und mit der Zeit entdeckte ich, dass meine Stärke nicht im Verbergen meiner Verletzlichkeit, sondern im würdevollen Umgehen mit ihr liegt.

Ich konnte eine bereichernde Beziehung zu mir selbst aufbauen, die schlummernde Potentiale langsam aufdeckte und wie ein Kompass in diente. Meine Bindungen zu wichtigen Menschen stärkte ich durch wahre Gespräche; ich befreite mich von ungesunden Verpflichtungen, weil ich mir selbst und meinem Befinden treu blieb.

Verdrängung zu entlarven und mir selbst neu zu begegnen, führte mich schließlich zu wahrer Männlichkeit – einem Prozess, der jeder anzugehen verdient.


Ausblick:

Verdrängung hängt wie das Schwert des Damokles über unserem Alltag. Nur, indem wir hinsehen und die Verzerrungen ohne Urteil annehmen, können wir den Pfad unserer Entwicklung entdecken – ungehindert von zweifelhaften Normen, unwiderstehlich in unserer wahren Stärke. Lasst uns Männer stark sein, nicht weil wir nie fallen, sondern weil wir den Mut haben, verletzbar zu bleiben und aus jedem Hinfallen wieder aufzustehen.

Wenn das was in Dir bewogen hat, klicke gern auf den Reiter MGC und finde hier eine eklusive Gruppe aus Gleichgesinnten.

 
 
 

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