top of page

Endlich GANZ sein


Es gibt Zeiten, in denen man fühlt, dass das Leben einem durch die Finger rinnt – Tage, an denen jeder Moment von Widrigkeiten durchzogen scheint. Für mich waren diese Zeiten lange Realität. Ich lebte in einem Zustand, der mich fühlen ließ, als kämpfte ich unentwegt gegen einen unsichtbaren Gegner, der die Klarheit, die ich suchte, stets unerreichbar machte. Ohne es zu wissen, war ich in einem Strudel gefangen, dessen Ursprung fern in meiner Kindheit verwurzelt lag.


Als ich fünf Jahre alt war, erlitt ich eine Hirnhautentzündung. Diese Erfahrung isolierte mich in einem entscheidenden Moment meines Lebens. Die Trennung von meiner Mutter, die Abwesenheit meines Vaters, der in seinem eigenen Dilemma gefangen war, und der sterilen Umgebung eines Krankenhauszimmers prägen meine Erinnerungen. Der einzige Lichtblick war eine Bastelfrau – für mich ein Engel, der kurzzeitig Wärme in diese Kälte brachte.


Die Krankheit hatte nicht nur Spuren an meinem Körper hinterlassen, sondern mich auch emotional entfernt – von mir selbst und der Lebenskraft, die oft als kindliche Unbeschwertheit beschrieben wird. Dieses Gefühl des Verlorenseins verfolgte mich lange, begleitet vom ständigen Schatten der Vergänglichkeit, der immer mehr der inneren Lebensfreude raubte als förderte.


Zu einem späteren Zeitpunkt in meinem Leben begann ich, diesen Szenen meines Lebens echte Aufmerksamkeit zu schenken. Ich erkannte, dass die Leere, die ich spürte, die resultierende Unklarheit in vielen Lebensbereichen, Ausdruck davon waren, dass ich nie wirklich die Gelegenheit hatte, mich wirklich auszuleben. Denn wenn Du Dich in Deinen dunklesten Stunden tief verloren, allein und dem Tode nahe fühlst, prägt sich das tief in Dir ein. So tief, dass Du Dich meist nicht mehr wirklihc daran erinnern kannst. Du bemrkst es nur an den Umständen, in denen Du Dich immer und immer wieder findest: Überforderung, Krankheit, Verlorenheit, Erfolglosigkeit, Leere, fehlende Nähe und so viel mehr...


Der Weg zu diesem Verständnis war prägend. Indem ich die Erlebnisse meiner Vergangenheit als notwendige, wenn auch schmerzvolle Kapitel anerkannte, fand ich einen neuen Zugang zu mir selbst. Ich begann, diesen Raum der Selbstlosigkeit neu zu definieren – ihn von einem Ort des Schmerzes zu einem der Selbsterkenntnis zu transformieren. Hierbei wurde klar, dass sich diese alten Erlebnisse in neue Möglichkeiten der Lebensgestaltung umwandeln ließen.


Dieser Weg, zurück zu meinem Kern, war anspruchsvoll. Aber er ließ mich letztlich ganz fühlen, was lange verborgen lag. Jeder von uns trägt Geschichten mit sich, die uns von uns selbst entfernt haben, die ungewisse Phasen der Verwirrung und Desorientierung hervorbrachten.


Vielleicht erkennst auch Du Dich darin. Die alltäglichen Kämpfe, die Suche nach Klarheit, Erfolg oder Erfüllung – all das sind Zeichen, dass Du möglicherweise, genau wie ich, den Zugang zu Deinem ursprünglichen Lebensraum verloren hast. Doch die Reise zu Dir selbst kann jederzeit beginnen. Sie erfordert, dass Du den Mut aufbringst, Deine Erlebnisse nicht als Belastung, sondern als Lernfelder zu begreifen.


Gemeinsam können wir den Herausforderungen begegnen, die uns von unserem Kern getrennt haben, und den Raum schaffen, wo das wahre Ich erblühen kann. Indem wir Verantwortung für unsere eigenen Geschichten übernehmen, öffnen wir die Türen zu wahrer Authentizität und einer Art von Lebensenergie, die unersetzlich ist. Mit dieser Klarheit leben wir nicht nur – wir erblühen in der Rolle, die das Leben uns wirklich zugedacht hat.

 
 
 

コメント


bottom of page